Gründung & Anfänge

Gründung & Anfänge

1926
Februar 1926:

Die Anfänge des Vereins liegen auf Grund fehlender Aufzeichnungen im Dunkeln. Es steht fest, dass vor dem Gründungsjahr 1926 einige junge Männer, die nicht dem Musikverein “Harmonie“ angehörten, die örtlichen Turn- und Sportvereine musikalisch unterstützt und begleitet haben. Ebenso besteht die Möglichkeit, dass die jungen Herrn ein musikalisches Interesse und Kenntnisse des Trommel- und Flötenspiels aus ihrer Militärdienstzeit mit nach Kalterherberg gebracht haben.
Anscheinend war die Situation diesen Personen nicht mehr ausreichend und so beriefen Peter GOFFART, Leo JANSEN und Leo THOMA im Februar 1926 eine Versammlung zwecks Gründung eines Spielmannszuges ein. Die Versammlung fand in der Gaststätte „Leo THOMA“ („D’r Stief“) statt. Heute steht an dieser Stelle in der Malmédyer Straße 18 ein Mietshaus der Familie Mertens. Die Resonanz war recht groß und die Initiatoren konnten rund 40 Interessierte begrüßen.
Die Idee nahm Formen an und der Verein erhielt den Namen „Trommler- und Pfeiferkorps Kalterherberg 1926“. Als Vereinsfarben wählten die Versammelten Rot und Weiß (und nicht, wie heute oft angenommen Schwarz-Rot). Leider ist auch das präzise Datum der Gründung nicht mehr zu ermitteln.

Gründungslokal „Leo THOMA“ („D’r Stief“), 1. Haus von rechts

April 1926: Die ersten Proben des frisch entstandenen Korps wurden im Saal „Paul LAMBERTZ“ auf dem Messeweg abgehalten. Bei den Tambouren fungierten Peter Goffart sowie bei den Flötisten Leo Jansen als Ausbilder.
Peter Goffart bekleidete ebenfalls das Amt des Korpsführers.
Das erste Vereinslokal war die Gaststätte „Josef Alt“ („Bej Petische“) an der Kirche. Bis vor einigen Jahren war das Lokal unter dem Namen „Bauernstube“ bekannt.
Das Trommler- und Pfeiferkorps zählte 12-15 aktive Mitglieder, deren Instrumente auch deren Eigentum waren. Die horrenden Kosten für eine Trommel beliefen sich auf ca. 40 Reichsmark und für eine Flöte auf ca. 12 Reichsmark. (Zum Vergleich: die aktuellen Preise für eine gute Marschtrommel werden mit gut 400 Euro und für eine kleine Sander-Querflöte mit 60 Euro beziffert! Die damals üblichen Holzflöten reichen heute an einen Preis von ca. 350 Euro heran, da sie in Handarbeit gefertigt werden müssen.)
Die erste Uniform setzte sich zusammen aus einem weißen Hemd mit rot-weißen Schwalbennestern, schwarzer Hose, schwarzer Krawatte und blauer Mütze.

1927
Der erste bekannte öffentliche Auftritt des Spielmannszuges Kalterherberg war die Teilnahme an einem Wettstreit in Mützenich. Überraschend errang der junge Verein auf Anhieb im Gesamtspiel den 2. Preis. Ermuntert durch den schönen Erfolg traten zehn neue Musiker dem Korps bei.

September 1927:
Zum ersten Mal trat das Trommler- und Pfeiferkorps auf der Kalterherberger Großkirmes in Erscheinung und bereicherte den Festzug durch sein Spiel. Seit diesem Tag sind der Spielmannszug und die Kirmes fest miteinander verbunden. Das eine ist ohne das andere heute kaum noch vorstellbar.


1) Leo Jansen, 2) Josef Thoma, 3) Josef Thoma, 4)Josef Mertens, 5) Karl Conrads, 6) Fritz Mertens, 7) Karl Leyendecker, 8) Leo Mertens, 9) Leo Lambertz, 10) Josef Conrads, 11) Karl Ungermann
 Erste bekannte Fotografie des Spielmannszuges, wahrscheinlich aus dem Jahr 1927, aufgenommen vor der Gaststätte GOFFART („A Schosche“) in Leykaul am Bahnhof.


1928
Im dritten Jahr seiner Existenz zählte das aktive Korps etwa 25 Spielleute. Der Beginn war vielversprechend und der richtige Weg schien eingeschlagen.
Kirchgang 1928 vor dem Eifeldom, 1) Josef Conrads, 2) Josef Thoma, 3) Karl Conrads, 4) Fritz Mertens, 5) Josef Thoma, 6) Karl Leyendecker, 7) Josef Mertens, 8) Leo Mertens, 9) Johann Conrads, 10) Leo Lambertz, 11) Karl Ungermann
1930
Sommer 1930:
Das Trommler- und Pfeiferkorps konnte den ersten Wettstreit in seiner kurzen Geschichte auf der Wiese beim Hause „Leo THOMA“ veranstalten. Zur allgemeinen Freude verschönerten alle Vereine des damaligen Kreises Monschau  das festliche Gesamtbild.
Der Verein selbst war auf diversen Festen und Wettstreiten im Monschauer und Aachener Raum sowie im benachbarten Belgien zu Gast.
Hervorzuheben ist ein Wettstreit im belgischen St. Vith, wo das Trommler- und Pfeiferkorps den Ehrenpreis in der A-Klasse gewann.
Der Erfolg spornte den Klub zu neuen Taten an und so wurde ein gebrauchter Schellenbaum des Trommler- und Pfeiferkorps Imgenbroich preisgünstig erstanden.

1933
Mit der Machtergreifung der NSDAP durch Adolf Hitler in Deutschland kamen auf das Trommler- und Pfeiferkorps Kalterherberg einschneidende Veränderungen zu Der Spielmannszug wurde vor die Wahl gestellt, entweder in Diensten der Partei für die SA zuspielen oder ein Auftrittsverbot in Kauf zu nehmen. Nach scheinbar heftigen Pro & Contra-Diskussionen einigte man sich auf eine Umgehung des Problems und schloss sich dem Turnverein Kalterherberg an. Dieser Schritt bedeutete einen Weiterbetrieb der musikalischen Tätigkeiten. Mit der Einverleibung durch den Turnverein gehörte das Trommler- und Pfeiferkorps nun dem Dachverband „Reichsbund für Leibesübungen“ an.
1) Mathias Paulus, 2)Karl Leyendecker, 3) Lambert Hermanns, 4) Josef Conrads, 5) Mathias Backes, 6) Bernhard Els, 7) Bernhard Thoma, 8) Fritz Mertens, 9) Adolf Bongard, 10) Leo Mertens, 11) Josef Mertens, 12) Karl Conrads, 13) Josef Thoma
Auftritt am 01.05.1933
1934-1939
Bis 1939:

Der Spielmannszug konnte auf Grund der oben genannten Maßnahmen einen geregelten und normalen Vereinsbetrieb aufrechterhalten und nahm an etlichen Wettstreiten und Festzügen teil. Selbstverständlich gehörten auch die üblichen Dorffeste, wie beispielsweise die Glockenweihe von 1934, zum Betätigungsfeld des Tambourkorps.
Vereinsausflug 1939 nach Bonn
1939 - 1945
Die dörfliche Idylle fand mit dem Ausbruch des 2. Weltkrieges und dem Überfall Deutschlands auf Polen ein jähes Ende. Der Spielbetrieb kam vollständig zum Erliegen und bei Ende des großen Krieges hatte das Trommler- und Pfeiferkorps den Tod von 11 aktiven Mitgliedern zu beklagen:
Flötist Bernhard LAMBERTUS („Maiischliese Bernhard“)
Tambour Johann KONRADS („Enke Johann“)
Tambour Leo MERTENS („Tarele Leo“)
Alois MERTENS („Tarele Alois“)
Tambour Adolf BONGARD („Schmets Adolf“)
Flötist Bernhard ELS („Schobs Bernhard“)
Bass-Trommel Karl UNGERMANN („Klöhrpetisch Karl“)
Flötist Josef MERTENS („Bonne Josef“)
Flötist Richard MERTENS („Tarele Richard“)
Tambour Hermann PETERS („Trüestisch Hermann“)
Tambour Bernhard THOMA („Hirde Bernhard“)


Die Kalterherberger Bevölkerung wurde gegen Ende des Krieges nach Belgien (Malmédy, Amel, etc.) evakuiert und teilweise weiter in verschiedene Lager verbracht. Bei der Rückkehr nach der Rundstedt-Offensive mussten die verbliebenen Mitglieder des Tambourkorps feststellen, dass sämtliches Vereinseigentum wie Uniformen, Schellenbaum, etc. abhandengekommen war. Diese Utensilien aus „Nazi-Deutschland“ waren bei den einrückenden alliierten Streitkräften als Souvenir offensichtlich sehr beliebt. Selbst die schriftlichen Aufzeichnungen über das Vereinsleben des Trommler- und Pfeiferkorps waren und blieben unauffindbar. Der Verein stand, wie fast alle und alles in Deutschland, vor einem Scherbenhaufen und besaß nichts mehr. Einzig ein Protokollbuch des Schützenvereins hatte die Kriegswirren, verborgen in einem Jauchefass, überstanden.
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